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Phosphat – ein Nährstoff mit Tücken


Seit Einführung des Fertigfutters ist insgesamt die Lebensqualität und Lebenserwartung unserer Fellnasen deutlich gestiegen. Mangelerkrankungen sehen Tierärzte nur noch sehr selten und dann meist bei Tieren, die nicht mit einem kommerziellen Fertigfutter ernährt werden.

Wie die meisten positiven Geschichten, hat auch diese eine negative Seite. Seit den frühen 1980ern, seit quasi in jedem Tierhaushalt Fertigfutter gefüttert wird, hat die Anzahl der chronischen Niereninsuffizienzen drastisch zugenommen. Bis zu 50 % der Katzen über 12 Jahren leiden an einer chronischen Niereninsuffizienz, bei Hunden sind es bis zu 5,7 %. Damit zählt die chronische Niereninsuffizienz insbesondere bei Katzen zu der wichtigsten Organerkrankung bei älteren Tieren.

In den letzten 10 Jahren hat sich herausgestellt, dass tatsächlich ein Stoff im Fertigfutter eine große Mitschuld bei der Entwicklung einer chronischen Niereninsuffizienz trägt. Eigentlich ist es nicht ein Nährstoff, sondern eine bestimmte Nährstoffgruppe, die anorganischen oder hochlöslichen Phosphate oder auch Polyphosphate.

Was ist eigentlich Phosphor?

Phosphor ist ein Mengenelement, das essentiell für jedes Lebewesen ist. Es spielt eine wichtige Rolle in verschiedenen Stoffwechselprozessen. Auf Phosphor verzichten, ist daher nicht möglich und auch gar nicht sinnvoll. Da stellt sich natürlich die Frage, warum er dann ein Problem verursachen kann. 

Wie funktioniert denn die Verdauung von Mineralstoffen?

Zunächst muss man wissen, dass Mineralstoffe immer in gebundener Form vorkommen. Sie haben sozusagen einen Partner, mit dem sie unterwegs sind. Der bekannteste Partner von Phosphor ist Calcium, gemeinsam bilden sie Knochen. Phosphor kann sich aber auch mit anderen Partnern zusammentun, z.B. mit Kalium und Natrium.

Ebenso wichtig zu wissen ist, dass Mineralstoffe nicht mit ihrem Partner gemeinsam im Darm resorbiert werden können. Sie müssen sich erst voneinander lösen, um sich dann mit ihrem passenden Rezeptor im Darm zu treffen. Nur dann können sie über die Darmwand ins Blut aufgenommen werden. Die Bindung zwischen den Mineralstoffpartnern wird entweder schon durch das Wasser im Speichel oder aber erst durch die Salzsäure im Magen gelöst. Manche Partner hängen auch so sehr aneinander, dass sie sich selbst in der Salzsäure nicht hundertprozentig voneinander lösen. Auch hier ist das bekannteste Beispiel das Calciumphosphat, das im Knochen vorkommt. 

Je früher und stärker diese Trennung stattfindet, desto mehr kann der Körper von dem Mineralstoff resorbieren. Man kann sich den Dünndarm in diesem Zusammenhang wie einen Fluss vorstellen, in dem die Nährstoffe vorbeischwimmen und von Enzymen und Transportern eingefangen werden müssen. Der Fluss bleibt nie stehen und wenn das Ende des Dünndarms erreicht wird und jemand sich von seinem Partner noch nicht getrennt hat, dann geht er in den Dickdarm über und kann dort nicht mehr resorbiert werden. Der Nährstoff wird dann mit dem Kot ausgeschieden. 

Was für Phosphate gibt es?

Generell unterscheiden wir organische und anorganische Phosphate. Bei organischen Phosphaten handelt es sich um jene, die in Pflanzen und tierischem Gewebe vorkommen. Bei den sogenannten anorganischen Phosphaten handelt es sich um Phosphorsalze. Unter dem Begriff Salz versteht man hier die chemischen Eigenschaften dieser Phosphate. 

Im Gegensatz zu den organischen Verbindungen, sind die anorganischen Verbindungen sehr leicht löslich. Manche Polyphosphate lösen ihre Verbindung in weniger als einer Minute in Wasser auf. Man kann also sagen, dass sie sich bereits im Moment der Nahrungsaufnahme von ihrem Partner trennen und dann natürlich auch zur Resorption zur Verfügung stehen. Wie oben bereits erklärt, kann von diesen Phosphaten also besonders viel resorbiert werden. Von den anorganischen Phosphaten kommt folglich nach der Fütterung mehr im Blut an als von den organischen Phosphaten.

Was jetzt das Problem ist, haben wir damit aber immer noch nicht geklärt.

Wie funktioniert der Phosphor Stoffwechsel?

Der Körper strebt eine sogenannte Homöostase an, das heißt, er will in sich stabil sein. Nur wenn alles stabil gehalten wird, können die Körperfunktionen optimal gewährleistet werden. Wenn nun von irgendeinem Nährstoff sehr viel mit der Nahrung aufgenommen wird, will der Körper einen großen Teil davon möglichst schnell wieder loswerden. Hinzu kommt, dass ein Phosphorüberschuss im Blut zu Gewebeschäden führt. Um Phosphor also wieder auf einen bestimmten Gehalt im Blut zu senken, wird er über die Niere ausgeschieden. Hierfür hat der Körper sehr gute Regulierungsmechanismen. Wenn diese jedoch im Übermaß beansprucht werden, weil sehr viel Phosphor auf einmal ins Blut aufgenommen wird, schädigen sie über sehr komplexe Vorgänge die Nieren. 

Vereinfacht kann man hier sagen: wenn sehr viel Phosphor ins Blut aufgenommen wird, muss auch sehr viel Phosphor ausgeschieden werden, was wiederum die Nierenzellen langsam, aber sicher zerstört.

Warum finden sich dann überhaupt anorganische Phosphate im Tierfutter?

Die anorganischen Phosphate werden den allermeisten Futtermitteln (Alleinfuttermitteln, Diätfuttermitteln, Snacks) am Markt zugesetzt. Sie dienen als Phosphorquelle, aber auch zur Zahnsteinprophylaxe, als Wasserbinder oder Geschmacksverstärker. Häufig werden sie in sogenannten Digests verwendet, die auf das Trockenfutter gesprüht werden, damit es besser schmeckt. 

Angegeben werden müssen sie nur, wenn sie allein als technologischer Zusatzstoff verwendet werden, z.B. zur Wasserbindung. Wenn sie zumindest teilweise als ernährungsphyiologischer Zusatzstoff (als Phosphorquelle) zugesetzt werden, müssen sie nicht deklariert werden. Ein Blick auf die Packung hilft also in der Regel leider nicht, wenn man wissen will, ob im Futter des eigenen Lieblings solche Phosphate verwendet werden. Selbst ein Nachfragen beim Hersteller bringt nicht immer etwas, da die anorganischen Phosphate häufig genug schon von deren Lieferanten zugesetzt werden. 

Übrigens: nicht nur Tierfutter ist von der Problematik betroffen, auch in unzähligen Lebensmitteln, insbesondere Fertigprodukten, für Menschen werden anorganische Phosphate verwendet. Sie haben vor einigen Jahrzehnten Nitrit/Nitrat vielfach abgelöst, als man herausfand, dass die nicht das Beste für die Gesundheit sind. Damals dachte man noch, die Phosphate wären unschädlich. Heute weiß man, dass sie auch beim Menschen Mitschuld tragen am Entstehen einer chronischen Niereninsuffizienz und auch mitverantwortlich sind für die Osteoporose im Alter. 

Wie kann man das Problem umgehen?

Aktuell ist es tatsächlich noch sehr schwer, da es eben keine Deklarationspflicht für anorganische Phosphate gibt. Eine kleine Hilfestellung ist die Stiftung Warentest, denn hier wird auf den Gehalt an anorganischen Phosphaten getestet und Futter mit hohen Gehalten entsprechend abgewertet.

Wer wirklich auf Nummer Sicher gehen will, sollte das Futter für seinen tierischen Begleiter selbst zusammenstellen. Für erwachsene gesunde Hunde kannst du hierfür gern meine fertigen Rezeptideen verwenden. Natürlich kannst du gern auch einen Termin zur Ernährungsberatung bei mir buchen.

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Dobenecker, B., Hertel‐Böhnke, P., Webel, A., & Kienzle, E. (2018). Renal phosphorus excretion in adult healthy cats after the intake of high phosphorus diets with either calcium monophosphate or sodium monophosphate. Journal of Animal Physiology and Animal Nutrition102(6), 1759-1765.

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Dobenecker, B., Reese, S., & Herbst, S. (2021). Effects of dietary phosphates from organic and inorganic sources on parameters of phosphorus homeostasis in healthy adult dogs. PLoS One16(2), e0246950.

Dobenecker, B. (2021). Phosphataufnahme durch auf dem deutschen Markt befindliche Alleinfutter und Nierendiäten für Hunde und Katzen. Tierärztliche Praxis Ausgabe K: Kleintiere/Heimtiere49(04), 247-254.

Hofmann, C., Dobenecker, B., & Kienzle, E. (2025). Apparent digestibility and calcium and phosphorus in urine after feeding different combinations of calcium and phosphorus sources to adult dogs. Journal of Animal Physiology and Animal Nutrition109(1), 124-129.

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Dr. med. vet.
Stephanie Schmitt

Zusatzbezeichnung Ernährungsberatung für Kleintiere, Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik
IVAS zertifizierte Akupunkteurin

Fit mit Futter
Stephanie Schmitt
Am Ried 20
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